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Kinderwunsch bei Adenomyose – Wenn die Gebärmutter zur Herausforderung wird



<div class=Symbolbild | Foto: Designed by Freepik

Adenomyose – ein Begriff, der bei vielen zunächst Fragezeichen hinterlässt. Und doch betrifft diese oft übersehene Erkrankung viele Frauen. Besonders jene mit unerfülltem Kinderwunsch stehen häufig vor einer doppelten Belastung: körperlich und seelisch.

Was ist Adenomyose überhaupt?

Bei einer Adenomyose wächst Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) in die Muskelwand der Gebärmutter (Myometrium) ein. Im Gegensatz zur bekannteren Endometriose, bei der sich schleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter zu finden ist, bleibt es bei der Adenomyose innerhalb der Gebärmutter – jedoch an der falschen Stelle. Das kann zu Schmerzen, Zyklusstörungen und Fruchtbarkeitsproblemen führen.

Wer ist betroffen?

Häufig tritt Adenomyose bei Frauen zwischen 35 und 50 Jahren auf, insbesondere bei jenen, die bereits Kinder geboren haben. Durch verbesserte bildgebende Verfahren erhalten aber auch immer mehr jüngere Frauen die Diagnose Adenomyose.

Dennoch: Adenomyose bleibt oft unentdeckt.

Typische Symptome – schwer greifbar und oft verkannt

Rund ein Drittel der Betroffenen hat keine Beschwerden. Sind Symptome vorhanden, können diese sehr stark sein. Die Beschwerden sind vielseitig und teils diffus. Einige der häufigsten Symptome sind:

• starke, schmerzhafte Monatsblutungen
• verlängerte oder unregelmäßige Zyklen
• Druck- und Völlegefühl im Unterleib
• Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
• chronische Unterbauchschmerzen

Nicht selten ist eine Adenomyose auch psychisch belastend –Erschöpfung, Unsicherheit oder depressive Verstimmungen können auftreten. Darunter kann die Lebensqualität erheblich leiden.

Der lange Weg zur Diagnose

Die Diagnose einer Adenomyose gleicht oft einer Odyssee. Viele Frauen erleben über einen langen Zeitraum unerklärliche Schmerzen oder leiden an Kinderlosigkeit bevor endlich ein Befund vorliegt. Moderne bildgebende Verfahren wie ein transvaginaler 3D-Ultraschall oder ein MRT können Hinweise auf eine Adenomyose liefern – etwa eine vergrößerte Gebärmutter oder Veränderungen in der sogenannten „junktionalen Zone“ – also jener Schicht des Uterus, die sich zwischen dem Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) und dem Myometrium (Muskelschicht) befindet.
Auch eine Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) kann hilfreich sein. Sie erlaubt eine direkte Beurteilung der Gebärmutterhöhle und ermöglicht eine Gewebeentnahme zur weiteren Analyse. Typische Merkmale wie ein unregelmäßiges Endometrium oder eine veränderte Vaskularisierung können ebenfalls auf Adenomyose hinweisen.
Mehr zur Hysteroskopie erfahren Sie übrigens in unserem Blogartikel Hysteroskopie im IVF-Zentrum.

Therapie – zwischen Schmerzmanagement und Kinderwunsch

Ein „One-size-fits-all“ Therapie gibt es bei Adenomyose nicht. Die Behandlung hängt stark von individuellen Faktoren ab – etwa dem Alter, den Symptomen und insbesondere dem Kinderwunsch.
Mögliche Therapien sind:

• Schmerzmittel wie Nicht-steroidale Antirheumatika-kurz der NSAR zur Linderung akuter Beschwerden
• Hormontherapien mit Gestagenen oder Hormonspirale
• Operative Eingriffe, etwa die teilweise Entfernung des befallenen Gewebes
• Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) – nur bei abgeschlossenem Kinderwunsch

Adenomyose & Fruchtbarkeit – was wir wissen (und was nicht)

Daten zeigen, dass Adenomyose die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann – doch die genauen Mechanismen sind nicht abschließend geklärt.
Einige Theorien postulieren entweder eine gestörte Kontraktilität Fähigkeit sich zusammenzuziehen) der Gebärmutter, eine verstärkte Vaskularisierung (die Versorgung eines Gewebes mit Blutgefäßen sowie die Neubildung dieser Gefäße) des endometrialen Stromas, welches die Einnistung des Embryos beeinträchtigen kann oder eine veränderte der Genexpression von der Zytokin und Wachstumsfaktoren, die sich nachteilig auf die weibliche Fruchtbarkeit auswirkt. Belege gibt es dabei für alle genannten Faktoren.
Studien deuten darüber hinaus auf niedrigere Schwangerschaftsraten und ein schlechteres Schwangerschaftsoutcome bei den betroffenen Frauen hin – auch unter einer IVF-Behandlung. Die gute Nachricht: Eine Schwangerschaft ist dennoch möglich!

Welche Kinderwunschbehandlung ist sinnvoll?

Auch wenn die Datenlage komplex und teils widersprüchlich ist – es gibt Wege, die Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern.
Ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron, oft als Östrogendominanz bezeichnet, kann die Adenomyose verschlimmern.
Daher kann die Verabreichung von Östrogenrezeptormedikamenten oder GnRH-Analoga (sog. Down Regulation) vor und während einer Kinderwunschbehandlung eine Option sein, um die Symptome der Adenomyose zu reduzieren. Auch kann eine Freeze-All-Strategie (das Einfrieren aller Embryonen mit späterem Kryo-Transfer) in Erwägung gezogen werden, da die hormonelle Stimulation der Eierstöcke mit einer multifollikulären Entwicklung zu hohen zirkulierenden und lokalen Östrogen Konzentrationen führt.
Eine gute Versorgung mit Progesteron in der zweiten Zyklushälfte oder nach einem Transfer verringert die Kontraktilität der Gebärmutter und verbessert somit die Einnistungschancen.

Jedes Kinderwunschpaar ist einzigartig – und jede Behandlung sollte es auch sein

Bei Next Fertility IVF Prof. Zech legen wir höchsten Wert auf eine individuelle Diagnostik und Therapie, sowie eine persönliche Betreuung. Denn jedes Kinderwunschpaar hat auch individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse.

Fazit:
Adenomyose ist keine seltene Erkrankung – aber eine, die oft zu spät erkannt wird. Sie ist eine Herausforderung, aber kein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zum Wunschkind. Mit der richtigen Unterstützung, modernen Therapien und einem verständnisvollen Team an der Seite können betroffene Frauen ihren Kinderwunsch dennoch erfüllen.