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„Wie bekomme ich Büro und IVF unter einen Hut?“

| FAQs rund um den Start einer Kinderwunschbehandlung

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Paare mit Kinderwunsch, die nach dem 35. Lebensjahr trotz aller Bemühungen nicht schwanger werden, sollten bereits nach 6 Monaten (und nicht erst nach 12 Monaten, wie bei Frauen vor dem 35. Lebensjahr) eine medizinische Abklärung der Ursachen in Betracht ziehen (Eileiter, Eizellen, Samen, Hormone etc.). So lautet die aktuelle Empfehlung von Spezialisten in der Reproduktionsmedizin.

Den Ursachen entsprechend, zeigt die betreuende Ärztin, der betreuende Arzt die Möglichkeit einer Behandlung in einem IVF-Zentrum auf.

Ist der Entschluss einmal gefasst, mit medizinischer Hilfe schwanger werden zu wollen, beginnt eine aufregende Zeit voller Zuversicht und Hoffnung, aber auch mit Situationen, die Ängste und Unsicherheit hervorrufen können. Also generell eine Zeit, die mit vielen Fragen verbunden ist.

Was Paare rund um den Start einer Kinderwunschbehandlung häufig wissen wollen, beantwortet der erfahrene Reproduktionsmediziner Dr. Maximilian Murtinger, Ärztlicher Leiter NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech – Bregenz:

„Woran erkennt man eine gute Klinik?“
Dr. Murtinger: Eine gute Klinik erkennt man am ersten Eindruck. Das Äußere: freundlicher, ehrlicher Empfang, ein professionelles Umfeld und dies bestätigt fühlen, in jedem Schritt bei der Betreuung, sowohl von der Anmeldung bis zur ärztlichen Behandlung. Denn, eine gute Klinik zu finden, nur aufgrund von Bewertungen, die im Internet stehen kann schwierig sein. Der eigene Eindruck und vor allem der oder die ersten Schritte und in Folge immer wieder auf das Gleiche zu stoßen, wo man sich angesprochen fühlt, ist aus meiner Sicht eine gute Klinik.

„Wie schnell bekommt man einen Beratungstermin in so einer Klinik?“
Dr. Murtinger: Schnell alleine ist zu wenig. Warum diese etwas provokante Formulierung? Selbstverständlich muss man einen Termin vereinbaren, aber der soll eben auf die Patienten zugeschnitten sein. Wir nehmen uns Zeit, in einer guten Klinik, auch außerhalb von Bürozeiten. Selbstverständlich immer unter Berücksichtigung, dass wir Personal haben, die auch dem Arbeitszeitgesetz unterliegen. Aber es ist unsere Spezialität, schon seit Jahrzehnten, genau auf das eingehen zu können und genau die richtigen Zeitpunkte finden, dass wir dann auch eine Therapie zügig und sofort durchführen können.

„Was muss ich alles zum Erstgespräch mitbringen?“
Dr. Murtinger: Am besten bringt man seinen Partner/seine Partnerin mit. Prinzipiell gibt’s keine Vorgaben. Was natürlich ein Benefit ist, sind Unterlagen, die bereits vorliegen. So können wir gleich genauer und spezifischer auf die individuelle Situation eingehen. Wir bieten selbstverständlich alle Diagnostiken und diagnostischen Möglichkeiten vor Ort im IVF-Zentrum an. Man muss bei uns nicht vorher lange Wege bei verschiedenen Ärzten gehen, die dann teilweise über Wochen dauern, sondern unsere Paare können praktisch alles bei uns durchführen, wenn sie dies wünschen. Wurde schon etwas durchgeführt, dann freuen wir uns, wenn wir die Unterlagen vorher bekommen, denn das ist auch Qualität. Wir bereiten uns immer auf jedes Gespräch vor – Assistentinnen wie auch Ärzte. Es ist auch ein Merkmal von Qualität, wenn man merkt, dass die Person, die einem gegenübersitzt, meine Situation schon bis zu einem gewissen Grad kennt.

„Wie lange dauert eine IVF-Behandlung?“
Dr. Murtinger: Jede Frau kennt ihren Zyklus. Einmal im Monat ist die Möglichkeit da, dass ein Kind entstehen kann. Und so ähnlich kann man sich das auch bei einer IVF-Behandlung vorstellen, die sich im Schnitt über 1 – 2 Zyklen erstreckt. Natürlich muss man Vorbereitungszeiten berücksichtigen, vielleicht auch Arbeitsverhältnisse, Urlaub etc. Also alle Bedürfnisse und Wünsche der Patienten, auf die wir gerne eingehen. Aber es gilt für uns, so schnell wie möglich, am besten gestern. Der Zeitfaktor ist das Essentielle, weil Zeit auch etwas ist, das man spürt, besonders, wenn man ein bisschen älter ist. Sprich wenn man sich von reproduktionstechnischer Seite her älter fühlt, oder älter ist, dann ist Zeit ein größerer Faktor als sonst. Deshalb ist man schon sehr froh, wenn man weiß, dass es jetzt losgeht, zügig losgeht. Das entscheidende ist, einen Plan, einen Weg zu bekommen, der unmittelbar die Schritte vorzeigt. Nicht immer nur Teilaspekte, sondern das Ziel, mit abgesteckten Zwischenzielen. Das ist der Beginn. Der Ablauf kann durchaus unterschiedlich sein für jedes einzelne Patientenpaar, aber das Empfinden, dass es jetzt vorwärts geht ist wichtig.

„Wie lange muss man rechnen, bis die Anträge bei der Krankenkasse durch sind, sprich bis es zum Start der Behandlung kommt?“
Dr. Murtinger: Wir empfehlen bereits im Vorfeld, wenn man weiß, dass es möglicherweise zu einer Therapie kommt, die entsprechenden Anfragen an die Versicherung zu stellen. Da gibt es, z.B. auch in Deutschland, recht unterschiedliche Angaben und Modalitäten, weil es so viele Kassen gibt, die nicht einheitlich sind. Selbstverständlich können wir ab dem ersten Kontakt, wenn wir auch schon Hintergrundinformationen haben, sehr schnell eine Aufstellung der möglichen Therapiekosten und Informationen zur Ursache der Unfruchtbarkeit darlegen. Das geht nach dem Erstgespräch, innerhalb kürzester Zeit. Wie die Versicherungen dann reagieren und wie sie das dann bestätigen, hängt stark von den jeweiligen Sachbearbeitern ab. Wir empfehlen hier auch ein bisschen die robuste Schulter zu zeigen und hartnäckig zu bleiben, nämlich auch zu sehen, ich habe ein Recht darauf, denn Europa, Deutschland, Österreich: Wir brauchen Kinder!

„Wie kann ich meine Arbeit mit den Behandlungsterminen vereinbaren? Sag ich es meinem Chef, meinen Kollegen? Kurz gesagt, wie bekomme ich Büro und IVF unter einen Hut?“
Dr. Murtinger: Aus unserer jahrzehntelangen Erfahrung wissen wir, dass nur wenige Paare in deren Freizeit zu uns kommen. Ein Zyklus ist unabhängig von der Freizeit. Es betrifft immer die Arbeitszeit und das Arbeitsleben, sprich die Beratungs- und Behandlungstermine, Medikation etc. Unsere Qualität zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass wir genau darauf eingehen können. Die Aufenthaltszeiten bei uns sind genau geplant, aufs wesentliche reduziert und mit keinen zusätzlichen langen Wegen und Mitteln verbunden. So ist es möglich, dass man bei einer normalen IVF-Behandlung nicht tagelang bei uns ist, sondern im Schnitt, bei einer Eizellentnahme (ambulant), vielleicht 1 Stunde im Institut ist. Beim Embryo-Transfer beträgt die Aufenthaltsdauer zwischen 30 – 45 Minuten, in einer gemütlichen, angenehmen Atmosphäre, ohne Stress aber trotzdem rasch. Bzgl. der Ultraschalltermine ist die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen in den Praxen sehr gefragt. Das Nutzen der modernen Kommunikationsmittel Skype, Apps etc., mit welchen man Informationen bekommt, diese verarbeiten kann und nicht vor Ort sein muss, bringt natürlich Vorteile mit sich. Und selbstverständlich sind wir auch an Randzeiten in speziellen Situationen da, so z.B. für Berufsgruppen, wie Lehrerinnen/Lehrer, wo andere abhängig sind von deren Anwesenheit und nur begrenzt Möglichkeiten haben, in der Arbeitszeit zu uns zu kommen. Aber es gibt ja das Wochenende, auch da können wir Termine anbieten. Das ist und war noch nie ein Problem.

„Kann ich mich krankschreiben lassen oder muss ich Urlaub nehmen?“
Dr. Murtinger: Grundsätzlich empfehle ich das Wort krank nicht in den Mund zu nehmen. Warum? Es ist eine Kinderwunschbehandlung. Wir behandeln unsere Patienten nicht als krank, Problematiken gibt es, aber an sich sind sie gesund. Aus unserer Erfahrung sind die Prozesses in der IVF-Therapie in der Regel nicht so, dass es zu solchen Beschwerden kommt, dass man nicht arbeiten kann. In Ausnahmefällen empfehlen wir ganz bewusst zu reduzieren, oder vielleicht auch eine Krankschreibung zu machen. Dann begründen wir das auch ganz klar. Wir arbeiten eng mit Gynäkologen und Hausärzten zusammen. Wir dürfen nicht krankschreiben und es ist auch nicht zu empfehlen, dass man eine Krankschreibung aus einem reproduktionsmedizinischen Institut an den Arbeitgeber weitergibt. Nichts gegen den Arbeitgeber, aber es ist damit die Privatsphäre einfach besser gesichert. Aber an sich macht diese Therapie eine Krankschreibung nicht notwendig.

„Was sind mögliche Nebenwirkungen der Behandlung? Lässt sich ein normaler Arbeitsalltag beibehalten ohne dass der Kollegenkreis sich fragt was los ist?“
Dr. Murtinger: Aus der Praxis gesprochen und aus der Erfahrung: Hormone wirken. Ich spreche nicht von Nebenwirkungen, sondern von Wirkungen, die eine Schwangerschaft vorbereiten. Es geht ja vor allem um die Wirkungsweise bei der Frau. Beim Mann gibt’s außer Stress weniger Wirkungen am Körper. Aber, die Medikation, die Dosierung und auch die Verabreichung sind individuell auf die Patienten abgestimmt. Sie zeigen unterschiedliche Symptome oder Wirkungen aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmung. Das ist so individuell wie die Menschen selbst. Aber im Grunde ist die Behandlung Nebenwirkungsarm aber wirkungseffizient. Das ist ganz entscheidend. Natürlich kann eine Frau durch Hormone etwas spüren, aber ist auch immer eine Frage, wie bewerte ich das? Spürt sie etwas, dann ist das eigentlich immer positiv zu bewerten. Wenn wir merken, dass die Hormone eine Wirkung zeigen, dann können wir davon ausgehen, dass wir auch einen positiven Ausgang erwarten können. Also, Wirkungen auch immer bewerten. Wir sind für unsere Patienten da, dies zu erklären, dass es nichts Dramatisches ist, sondern ein typischer Effekt. Ich gebe auch immer ein klares Beispiel, nämlich die Schwangerschaft, da spürt man wirklich alles sicher hoch zehn. Es gibt Nebenwirkungen, welche jedoch absehbar, abgrenzbar sind und die wir absolut im Griff haben.

„Ich arbeite im Schichtbetrieb. Wie kann ich dabei meine Medikamente laut Plan spritzen?“
Dr. Murtinger: Es hat sich in den letzten Jahrzehnten so entwickelten, dass man in der Arbeitszeit fast keine Medikation geben muss, sondern, dass man dies sehr gut in der Freizeit, vielleicht in Kombination mit dem Partner machen kann, sodass die Frau auch eine Unterstützung hat. Es funktioniert heute so, dass man seine Arbeit nicht unterbrechen muss. Man kann dies alles privat machen, und das soll auch privat bleiben.

„Ich habe Angst davor, es unseren Verwandten, Freunden, Kollegen zu sagen, dass wir jetzt eine IVF machen. Was kann ich tun?“
Dr. Murtinger: Es gibt in der heutigen Zeit eine klare Aussage von unserer Seite her. Die Kinderwunschbehandlung ist eine professionelle, hochangesehen und qualitativ hochwertige Medizin, welche mit dem Medizin-Nobelpreis die höchsten Ehren erhalten hat. Es ist in Amerika und anderen Ländern überhaupt kein Thema. Und schon gar nicht in den nördlichen europäischen Ländern, Norwegen, Schweden, Finnland. Dort ist es ein Teil der Gesellschaftspolitik. Wir brauchen Kinder, und da geht es nicht nur um IVF, sondern um jegliche Art von Hilfe. Natürlich hat ein Paar mehr Stress, wenn die Verwandten sagen, warum klappt’s immer noch nicht. Ich empfehle hier eigentlich, immer abgestimmt auf den persönlichen Wunsch, offen damit umzugehen und zu sagen, ja wir nehmen hier professionelle Unterstützung in Anspruch, wir sind zuversichtlich. Man soll dazu stehen. Es ist heute ein Zeichen der Qualität. Moderne Medizin ist offen. Kinder sind das wichtigste Ziel in unserer Gesellschaft. Deshalb professionelle Hilfe. In den meisten Ländern in Europa werden Kinderwunschbehandlungen noch zusätzlich von Versicherungen oder staatlichen Unterstützungen getragen.


Links:
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