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„Ich schätze die Erfahrung und das Know-how aus beiden Welten“

| Unterstützende Möglichkeiten von TCM bei IVF-Behandlungen

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Sorge, Hoffnung, Euphorie, Glück, Freude – positive wie auch negative Erlebnisse, Emotionen und teilweise auch körperliche Belastungen können ein unerfüllter Kinderwunsch und eine darauffolgende IVF-Behandlung mit sich bringen. Hierbei gibt es, neben der fürsorglichen und kompetenten ärztlichen Betreuung, einige unterstützende Maßnahmen, wie z.B. eine psychologische Begleitung. Aber auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hält ein paar Möglichkeiten bereit, die in diesen Situationen hilfreich sein können. Welche das sind, haben wir die TCM-Expertin und Fachärztin Dongjiao Yin gefragt.

Frau Dr. Yin, möchten Sie uns zu Beginn ein bisschen über sich und Ihren Werdegang erzählen?

Dongjiao Yin

Dr. Yin: „Ja, gerne. Ich komme ursprünglich aus Nord-China. Meine Familie, also mein Mann und unser Sohn, leben in Shanghai. Ich habe in China mein Medizinstudium absolviert. Danach bin ich nach Deutschland gekommen und habe meine Ausbildung zur Fachärztin gemacht. Anschließend bin ich in die Schweiz gegangen und war dort in einer Klinik als Oberärztin tätig. Jetzt arbeite ich seit gut einem halben Jahr in Österreich in den NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech – Bregenz.“

Was gehört alles zu einer TCM Ausbildung in China? Ist es schwierig?
Dr. Yin: „Ja, ist es. Im Vergleich zur westlichen Medizin gibt es in der TCM nicht so eindeutige Bereiche, wie z.B. Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie, sondern Erfahrungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, und das bereits seit über 2000 Jahren. Wenn es z.B. darum geht, welche Medikamente in Frage kommen und wie die Dosierung festgelegt werden soll, dann sind diese Erfahrungswerte ausschlaggebend. Für mich ist es von Vorteil, weil ich die westliche Medizin als Basis habe. Dann kann ich auch andere Aspekte miteinfließen lassen, z.B. die Anatomie bei der Akupunktur.“

Was ist die Philosophie hinter TCM?
Dr. Yin: „TCM ist sehr komplex. Sie hat eine jahrtausendealte Tradition. Es haben sich viele bekannte, berühmte Ärzte damit beschäftigt. TCM basiert auf zwei grundlegenden Hauptrichtungen: „Konfuzius“ und „Daoismus“. Das bedeutet, der Mensch ist eine Einheit – körperlich und geistig. Und auch die Natur ist eng mit dem Menschen verbunden. Darüber hinaus gibt es die Balance zwischen „Yin“ und „Yang“, genau wie in der westlichen Medizin „Sympathikus“ und „Parasympathikus“. Dabei spielen die drei Haupteinheiten „Xīn – Shēn – Shén“ eine wesentliche Rolle: „Herz – Körper – Geist“. Wenn „Xīn“ und „Shēn“, also „Herz“ und „Körper“ gut funktionieren, dann erblüht auch der Geist. Das heißt, ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen Lebensenergie und Körperenergie bewirkt einen gesunden Geist. Zusammengefasst sind das die wichtigsten Punkte in der Traditionellen Chinesischen Medizin.“

Sie sind Chinesin, also aus dem Heimatland der TCM. Das ist natürlich besonders wertvoll für Ihre Patienten. Was bringen Sie mit, im Vergleich zu europäischen TCM-Medizinern?
Dr. Yin: „Für westliche Mediziner ist TCM mit ihrer Tiefe und den Details, aufgrund der fehlenden muttersprachlichen und kulturellen Hintergründe, nicht einfach zu verstehen. Sprich, ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein westlicher Mediziner, der lediglich zwei oder drei Jahre in China gelebt hat, die komplette Theorie und das System beherrscht. Ich hatte schon als Kind Interesse daran. Meine Oma hat TCM-Behandlungen gemacht und da habe ich immer zugeschaut. Während meiner Ausbildung in China habe ich auch in großen TCM-Kliniken mit sehr bekannten Experten gearbeitet, die den Schwerpunkt Reproduktionsmedizin hatten, z.B. Akupunktur-Sprechstunde in der gynäkologischen Abteilung. Auch in der Schweiz habe ich die entsprechenden Zertifikate gemacht, sowie die Prüfung für Akupunktur in Deutschland. Ich schätze die Erfahrung und das Know-how aus beiden Welten sehr.“

Wie kann TCM bei einer Kinderwunschbehandlung helfen, und was soll es bewirken?
Dr. Yin: „Es geht um die Frage: Wo sind die Verbindungspunkte? Grundsätzlich können wir bei jedem Behandlungsschritt TCM-Methoden einfließen lassen. Bei der Stimulationsphase sollte jedoch keine Heilpflanzentherapie angewendet werden. Trotzdem kann man bei der Ernährung ansetzen und mit Akupunktur arbeiten. Es gibt bestimmte Techniken bei der Akupunktur, womit gezielt auf die weiblichen Geschlechtsorgane (z.B. Uterus, Endometrium), sowie die Hypophyse eingegangen werden kann. TCM eignet sich zudem dafür, mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten zu verringern. Auch die emotionale Komponente spielt eine Rolle, welche die westliche Medizin wenig berücksichtigt. Ich denke, der Erfolg liegt in einer Kombination beider Medizin-Richtungen. Unsere Patientinnen und Patienten können sich bei Interesse gerne an mich wenden.“

Vielen Dank für diese spannenden Einblicke.

TCM bietet also einige Möglichkeiten, um vor, während und nach den konventionell-medizinischen Abläufen einer Kinderwunschbehandlung den Körper und die Psyche zu unterstützen, zu stärken und damit insgesamt für Wohlbefinden und Ausgeglichenheit zu sorgen. Dies kann auch dazu beitragen, die Chancen auf das Erreichen einer Schwangerschaft individuell zu verbessern. Es geht schlussendlich um die Art und Weise, wie Komplementärmedizin eingesetzt wird und wieviel Erfahrung dabei an den Tag gelegt wird.


Links:
» Aspekte in der Kinderwunschbehandlung – Unterstützende Maßnahmen

(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Unerfüllter Kinderwunsch – Psychologische Hilfe

(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)

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