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Diagnose: PCO-Syndrom

Vielschichtiges Syndrom als mögliche Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Eines Abends rief mich meine Freundin Gudrun an: „Du, mein Frauenarzt hat mir heute gesagt ich hätte das PCO-Syndrom – kannst Du mir mal genau erklären was das ist?“

Gudrun ist eine gesunde Frau Anfang 30. Sie hatte einige Jahre die Pille genommen, zum einen um zu verhüten, zum anderen um den etwas unregelmäßigen Zyklus zu stabilisieren. Jetzt hat sie den Mann kennen und lieben gelernt, mit dem sie sich vorstellen kann eine Familie zu gründen, und hat die Pille abgesetzt. In Folge ist jedoch nichts passiert – keine Monatsblutungen und keine Schwangerschaft.

Gudrun hat erst einmal abgewartet. Nach 4 Monaten ist sie dann zum Frauenarzt gegangen, und bekam die Diagnose PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovar Syndrom). „Aber ich ernähre mich doch gesund und mache Sport“, so Gudrun. Sie hatte sich im Internet über mögliche Ursachen informiert und war ratlos. Sie brauchte eine persönliche Erklärung und erinnerte sich daran, dass ich in einem Kinderwunsch-Zentrum arbeite.

PCOS-Definition

Das PCO-Syndrom kann bei jedem Typ Frau vorkommen: bei den „schlanken sportlichen“ oder bei den „molligen gemütlichen“. Um dieses vielschichtige Syndrom zu definieren, haben die Europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie (ESHRE) und die amerikanische Gesellschaft (ASRM) mehrere Kriterien festgelegt – die sogenannten „Rotterdam Kriterien“ von 2003.

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„Rotterdam Kriterien“ 2003
  • Seltene oder ausbleibende Eisprünge (damit einhergehend, seltene oder ausbleibende Regelblutung)
  • Eine typische Struktur der Eierstöcke im Ultraschall: viele kleine Follikelzysten (>12/Eierstock) unter 10 mm Größe sind sichtbar; mit modernen Ultraschallgeräten können teilweise über 25 Follikelzysten auf jeder Seite erkannt werden; die Eierstöcke sind insgesamt vergrößert
  • Androgenisierung d.h. erhöhte Blutwerte der männlichen Hormone (diese Hormone haben Frauen auch)

Wenn 2 von 3 dieser Kriterien erfüllt sind, so ist die Diagnose PCO-Syndrom wahrscheinlich. Zur weiteren Abklärung gehören der Hormonspiegel mit den Steuerungshormonen des weiblichen Zyklus (LH und FSH), der „Reservewert der Eierstöcke“ – das Anti-Müller Hormone (AMH) und die Zyklus-Hormone Östrogen und Progesteron.

Genaue Sichtung und Beurteilung der Befunde

Ganz wichtig ist eine gewissenhafte Zusammenschau der Befunde. Denn, auch etwas „mollige“ Frauen, von südländischem Typ mit dunklerer Körperbehaarung, müssen noch lange kein PCO-Syndrom haben. Außerdem können viele Eibläschen in den Eierstöcken Zeichen einer guten Fruchtbarkeit sein. Andere Ursachen für Zyklusstörungen oder vermehrt männliche Hormone im Blut müssen ausgeschlossen werden.

Steht die Diagnose PCO-Syndrom fest, ist es wichtig, dass die Frauen darüber gut informiert sind. Durch die Zyklus- und Hormonstörungen kommt es nur selten zu einem Eisprung. Wenn kein Eisprung vorhanden ist, gibt es keine fruchtbaren Tage, in denen die Frau schwanger werden kann.

Neben den Hormonstörungen kann eine Störung im Zuckerstoffwechsel bestehen – die Insulinresistenz – und dies nicht nur bei den leicht übergewichtigen Frauen. Eine Abklärung mittels
Blut- und Zuckertest beim Frauenarzt oder Hausarzt kann sinnvoll sein. Denn, wenn wir z.B. schon in jungen Jahren wissen, dass wir eine Veranlagung für eine bestimmte Erkrankung in uns tragen, wie Diabetes, so können wir bewusster auf uns achten und die Situation mittels Ernährungsumstellung verbessern.

Im Fall von Gudrun trafen 2 von 3 der erwähnten „Rotterdam Kriterien“ zu – ausbleibender Eisprung (und keine Blutungen) und das typische Ultraschallbild der Eierstöcke. Auch in der Hormonuntersuchung konnte man Veränderungen der Steuerungshormone LH und FSH sowie einen hohen AMH-Wert sehen.

„Keine Sorge Gudrun“, sagte ich. „Jetzt sollte erst einmal dein Freund zur Untersuchung gehen und ein Spermiogramm erstellen lassen, damit ich weiß, wie ich Euch am besten helfen kann.“

Aber dazu evtl. mehr in einem meiner nächsten Beiträge.


Links:
» Mögliche Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch bei Frauen

(Seite | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Spermiogramm – „Was heute zur Abklärung der Fruchtbarkeit eines Mannes alles möglich ist“

(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)

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