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„Wie alt ist zu alt?“

| Fruchtbarkeit und Schwangerschaft im „fortgeschrittenen“ Alter

#451

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Nicht nur der Begriff, sondern auch die Definition von „fortgeschrittenem Alter“ in Zusammenhang mit einem Kinderwunsch liefert Diskussionsstoff.

Eine gängige Darstellung ist jene im anglikanischen Sprachraum. Hier versteht man unter „advanced maternal age“ alle Frauen, die ihre Kinder mit ≥35 Jahren bekommen. Bei der Geburt im Alter von 45-49 Jahren spricht man von „very advanced maternal age“ und ist die Frau ≥50 Jahre wenn sie ihr Kind bekommt, bezeichnet man das als „extreme advanced maternal age“.

Die Tatsache, dass Frauen ihre Familienplanung heute vermehrt zu einem späteren Zeitpunkt im Leben verwirklichen wollen, hat Auswirkungen auf die Anzahl der Kinder pro Frau/Paar und dadurch natürlich auch auf die Bevölkerungsentwicklung. Wichtig ist daher, eine Abklärung des Fertilitätspotentials, um die Chancen für die Erfüllung des Kinderwunsches realistisch einschätzen zu können.

Dies war kürzlich mein Thema als Referent auf einer internationalen Fortbildungsveranstaltung für Gynäkologinnen und Gynäkologen in Bregenz (→ mehr Infos).

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Impressionen | „Anforderungen an Reproduktionsmedizin & Pränatal-Diagnostik 2017“ – Festspielhaus Bregenz 27.01.2017

Unter dem Titel »Fertilität und Schwangerschaft im ‚fortgeschrittenen‘ Alter aus reproduktionsmedizinischer Sicht« wies ich darauf hin, dass die Fruchtbarkeit der Frau schon mit 30 Jahren nachzulassen beginnt, da es zu einer Verringerung des Pools an Eizellen und gleichzeitig zu einer Zunahme der Eizellen mit verminderter Qualität kommt. In Folge nimmt das Risiko für genetische Erkrankungen zu, die Fehlgeburt-Raten steigen und die Chancen auf eine intakte Schwangerschaft werden geringer. Dies betrifft schon Frauen im Alter zwischen 35-39 Jahren, vor allem aber Frauen mit 40 Jahren und darüber.

Deshalb erschien es mir in meinem Vortrag besonders wichtig, konkrete Empfehlungen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Abklärung bereits nach 6 Monaten

Zum einen sollten Paare, die nach dem 35. Lebensjahr trotz aller Bemühungen nicht schwanger werden, bereits nach 6 Monaten (und nicht erst nach 12 Monaten, wie bei Frauen vor dem 35. Lebensjahr) eine medizinische Abklärung der Ursachen in Betracht ziehen (Eileiter, Eizellen, Samen, Hormone etc.).
Zum anderen sind nach dem 40. Lebensjahr die Chancen mit hormoneller Unterstützung schwanger zu werden sehr gering. In diesem Fall, sollte über eine IVF/ICSI Behandlung informiert werden. Dies unter der Kenntnis, dass laut Literatur ein Teil dieser Frauen, v.a. wenn bei ihnen bereits eine eingeschränkte Eierstockfunktion festgestellt wurde, innerhalb von 5-6 Jahren in den Wechsel kommen werden. Selbst mit IVF/ICSI nehmen die Chancen auf eine Schwangerschaft (unter 15%) und eine Geburt (<2%) ab dem 45. Lebensjahr drastisch ab.

Eizellvorsorge und Eizellspende

Es wurden daher Lösungsmöglichkeiten für diese Problematik besprochen, die auch bei Frauen im Alter von 44+ noch gute Aussichten auf ein Kind ermöglichen. Wenn eine Frau schon vor dem 35. Lebensjahr weiß, dass sie ihre Kinder z.B. auf Grund ihres Berufes, oder in Ermangelung eines geeigneten Partners zu einem späteren Zeitpunkt bekommen möchte, ist das vorsorgliche einfrieren eigener Eizellen eine Option (bekannt unter dem Begriff „Social Freezing“, in der Grafik beschrieben als Oozyten Vorsorge).
Hat man in diesem Alter (vor 35 Jahren) nicht „vorgesorgt“, wird ab dem 44. Lebensjahr die Eizellspende eine aussichtsreiche Alternative mit Schwangerschaftsraten von ca. 60% (Details zur medizinischen Indikation, den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie zum Ablauf und möglichen Risiken werden im persönlichen Arztgespräch geklärt).

PowerPoint-Präsentation

Klinische Schwangerschaftsrate (SSR) und Geburtenrate (BTHR) nach Kinderwunschbehandlung | Empfehlung mit Bezug auf das Alter der Frau: Oozyten-Vorsorge vor dem 30.-35. Lebensjahr, Eizellspende ab dem 43.-44. Lebensjahr (Grafik © D. Spitzer/IVF Zentren Prof. Zech-Salzburg)

Abschließend möchte ich festhalten, dass es keine Garantie für den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung gibt. Aufgrund der intensiven Forschung auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin und der Entwicklung neuer Verfahren sind die Schwangerschafts-Chancen, auch im Hinblick auf das Alter der Frauen, heute aber deutlich höher als noch vor zehn Jahren. Entscheidend sind eine frühzeitige Abklärung oder Vorsorge, sowie eine individuell abgestimmte Therapie.


Links:
» Unerfüllter Kinderwunsch – Welche Rolle spielt das Alter?

(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Social Freezing / Medical Freezing – Eizellen vorsorglich einfrieren

(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» Eizellspende – Ein Weg zum eigenen Kind

(Themen-Sepcial | http://www.kinderwunsch-blog.com)

» www.eizellspende.eu

(Webseite | https://www.eizellspende.eu)

» Fortbildung für Mediziner

(Webseite | http://medical-training.ivf.at)

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