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SARS-CoV-2 – die unterschätzte Gefahr

| Update zu Risiken und Prävention von COVID-19 bei Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und Stillzeit

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Um die zahlreichen Fragen unserer Patientinnen und Patienten zum Corona-Virus sowie zur COVID-19 Schutzimpfung, wie z.B. „Was weiß man zur Erkrankung in der Schwangerschaft? Wie sehen die aktuellen Empfehlungen zur Impfung bei Kinderwunsch aus?“, nach evidenzbasierten und transparenten Kriterien zu beantworten, sichten wir regelmäßig die aktuelle Studienlage. Dazu gehören auch Empfehlungen von nationalen und internationalen gynäkologischen Fachgesellschaften sowie Stellungnahmen von Gesundheitsbehörden und Expertengremien, wie die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (kurz STIKO).

Breite Datenlage wächst weiter an

Wohl kaum eine Viruserkrankung ist in so kurzer Zeit erfasst, überwacht, untersucht und erforscht worden wie COVID-19. Ein Beispiel: PubMed ist weltweit die größte englischsprachige textbasierte Meta-Datenbank für (bio)medizinische Fachartikel. Gibt man den Suchbegriff COVID-19 ein, ergeben sich 208.236 Treffer (Stand 16.12.21). Zeitgleich findet man für den Begriff AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome), respektive HIV, 287.795 bzw. 389.646 Treffer. Dabei sei angemerkt, dass HIV seit Mitte der 1980er bekannt ist und dass die ersten SARS-CoV-2 Fälle erst im Herbst 2019 auftraten!

Dies bedeutet, dass im Gegensatz zum Beginn der Pandemie (1. Halbjahr 2020) mittlerweile von einer breiten und gesicherten Datengrundlage gesprochen werden kann. Dies gilt für die wesentlichen Aspekte bezogen auf Erkrankung und Impfung. Es sei jedoch anzumerken, dass das Wissen sich ständig erweitert, also keine statische Erkenntnis darstellt. Gleichzeitig stellen immer neue Virusvarianten eine enorme Herausforderung für Wissenschaft und Medizin dar. Deswegen müssen die Empfehlungen auf Basis der neuen Erkenntnisse stetig angepasst werden.

Grundsätzliches zu SARS-CoV-2 / COVID-19

Der Krankheitsverlauf von COVID-19 variiert hinsichtlich Symptomatik und Schwere. Auch wenn fatale Verläufe mehrheitlich Alters-assoziiert sind, kann es auch bei jüngeren Personen zu schweren Verläufen mit Pneumonie und weiteren Organbeteiligungen kommen. COVID-19 ist keine alleinige Lungenerkrankung, sondern kann sich in vielen Bereichen des Körpers manifestieren. So steigt beispielsweise das Risiko für Thrombosen an. Auch zeigt ein Teil der Genesenen Langzeitschäden oder Spätfolgen – ein sogenanntes Post-COVID oder Long COVID-Syndrom. Von Post-COVID Syndrom sind nach derzeitigem Wissensstand besonders Frauen mittleren und jüngeren Alters betroffen.

Das Post-COVID Syndrom zeigt sich unter anderem wie folgt:

  • Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns
  • Anhaltende Erschöpfung und Müdigkeit
  • Atembeschwerden
  • Gelenkschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • depressive Verstimmungen
  • Schlaf- und Angststörungen
  • eingeschränkte Belastbarkeit

Sehr häufig fallen pulmonale Spätfolgen auf, wie eine narbige Veränderung des Lungengewebes. Neben diesem breiten Spektrum an Symptomen sind auch Manifestationen eines Diabetes mellitus oder einer arteriellen Hypertonie möglich. Basierend darauf, empfiehlt etwa die STIKO eine Schutzimpfung von allen Personen im Alter ≥ 12 Jahren und für Kinder von 5-11 Jahren mit Vorerkrankungen.

COVID-19 Erkrankung in der Schwangerschaft birgt Risiken für Mutter und Kind

Gab es zu Beginn der Pandemie, bedingt durch die damals noch dünnen Datenlage, Aussagen aus den deutschen und österreichischen Fachgesellschaften, dass das Risiko von COVID-19 für Mutter und Kind als eher gering anzusehen ist, hat sich diese Einschätzung spätestens seit Sommer 2020 grundlegend geändert! Ab April wurden Fallserien aus mehreren Ländern publiziert mit Belegen, dass COVID-19 bei Schwangeren oft deutlich schwerer verläuft als bei Nicht-Schwangeren. Risikofaktoren für eine schwere Verlaufsformen sind demnach:

  • Alter: >35 Jahre
  • BMI: >30
  • chronische Hypertension
  • prä-existenter Diabetes mellitus
  • andere prä-existente Co-Morbiditäten

Die Hinweise auf problematische Schwangerschaftsverläufe mehren sich – auch abseits dieser Risikofaktoren! In einer breit angelegten Register Studie, der sogenannten CRONOS Studie (Covid-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study), untersucht die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) seit 2020 die Auswirkungen einer COVID-19 Erkrankung auf die Gesundheit von Mutter und Neugeborenes. Die Daten werden dabei wöchentlich gesichert und geprüft. Zuletzt wurden die Ergebnisse auf dem 30. Kongress der DGPM Ende November 2021 in Berlin vorgestellt. Die Daten zeichnen dabei ein eindeutiges Bild.

  • In der Spätschwangerschaft müssen mehr Frauen in den folgenden vier Wochen nach Infektion wegen COVID-19 stationär behandelt werden als in der Frühschwangerschaft.
  • Um die 30. Schwangerschaftswoche beträgt das Hospitalisierungsrisiko aufgrund einer COVID-19 Erkrankung rund 20%.
  • häufigeres Auftreten von Präeklampsie
  • Eine Beatmung ist sogar 23x häufiger als bei Nichtschwangeren.
  • Es besteht auch ein Risiko von 10%, einer vorzeitigen Entbindung aufgrund von COVID-19 und damit verbunden die Risiken der Frühgeburtlichkeit.

Das Risiko für eine Schwangeren mit symptomatischer COVID-19 Erkrankung, die innerhalb von 4 Wochen nach der Infektion entbunden wird, steigt um die 30. Schwangerschaftswoche auf 12%. Verbunden damit ist die Gefahr, dass das Kind intensivmedizinisch versorgt werden muss und / oder verstirbt. Internationale Forschungsergebnisse erhärten und verstärken diese Ergebnisse. So etwa die aktuellen Daten der US-amerikanischen Seuchenbehörde CDC (Center of Disease Control) basierend auf 1.249.634 Geburten in US-Krankenhäusern, aus der Zeit zwischen März 2020 und September 2021. Insgesamt traten 8154 Totgeburten auf (0,65% der Geburten): Bei 21.653 Gebärenden mit COVID-19 waren es 273 Totgeburten (entspricht 1,26%) – also fast doppelt so hoch. Besonders signifikant zeigte sich dabei das erhöhte Risiko, als die Delta Variante des SARS-CoV-2 Virus (B.1.617.2) in den USA vorherrschend wurde.

Auch gibt es vermehrt Hinweise darauf, dass sich das SARS-CoV-2 Virus in der Plazenta vermehren kann und dass Plazenten von schwangeren Frauen mit COVID-19 Infektion Anomalien aufweisen. Eine kleinere Studie deutet auf einen unzureichenden Blutfluss von der Mutter zum Fötus und Thrombusbildung hin.

COVID-19 Schutzimpfung trägt entscheidend zur Prävention bei Kinderwunsch, IVF-Therapie, in der Schwangerschaft und Stillzeit bei

Zur Frage „Was kann ich tun um eine schwere COVID-19 Infektion zu vermeiden“, kann die Antwort nur lauten: Impfen! Leider machen immer noch viel zu wenige vom flächendeckenden Impfangebot Gebrauch. Mit fatalen Folgen. Während in dieser 4. Welle ehemals COVID-19 gebeutelte Länder, wie Spanien und Portugal, dank hoher Impfquoten die Krise relativ gut meistern, sind in der D-A-CH Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) die Intensivstationen ausgelastet und sogar teilweise überlastet. Auch mit Schwangeren, wie im SWR Fernsehen dokumentiert (→ zum Beitrag).

In den letzten Wochen haben sowohl Kliniken und Berufsverbände der Frauenärzte als auch gynäkologische und geburtshilfliche Fachgesellschaften eindringliche Appelle an alle ungeimpften Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren gerichtet, sich impfen zu lassen. Wir schließen uns diesem Appell nachdrücklich an!

Fakt ist:

  • Eine COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft kann eine erhebliche Gefahr für die werdende Mutter und das ungeborene Baby darstellen.
  • Mittlerweile empfehlen führende Expertengremien und Fachgesellschaften die uneingeschränkte Impfung für Stillende und Schwangere ab dem zweiten Trimenon. Detailliert dazu lautet die Impfempfehlungen der STIKO die Grundimmunisierung mit zwei Dosen des COVID-19 m-RNA-Impfstoffs Comirnaty (BioNTech/Pfizer). Frauen im gebärfähigen Alter, insbesondere mit Kinderwunsch, empfiehlt die STIKO die COVID-19-Impfung dabei ausdrücklich.
  • Die Auffrischungsimpfung (Booster) soll mit einem m-RNA-Impfstoff erfolgen. Für Personen <30 Jahren und Schwangere ab dem 2. Trimenon wird ausschließlich der Einsatz von Comirnaty (BioNTech/Pfizer) empfohlen (Stand November 2021).
Mythen und Falschinformationen als ständige Begleiter

Seit Beginn der Pandemie sind wir mit einer Flut an Informationen konfrontiert. Was auffällt, ist der nicht unwesentliche Anteil an unabsichtlichen wie auch mutwilligen Fehlinformationen zur COVID-19 Erkrankung, insbesondere aber zu den Schutzimpfungen. Dies sorgt verständlicherweise für Unsicherheiten, gerade bei einem so sensiblen Thema wie das Impfen. Falschinformationen können große Auswirkungen haben. Ein sehr gutes Beispiel stellt die HPV-Impfung dar. HPV-Impfungen schützen vor HP-Viren, die am häufigsten Gebärmutterhalskrebs auslösen. Australien hat vor fast 15 Jahren als einer der ersten Länder weltweit ein flächendeckendes HPV-Impfprogramm gestartet, seit her sinkt die Neuerkrankungsrate an Gebärmutterhalskrebs erheblich. Das Gegenbeispiel stellt Japan dar. Nach der Einführung stieg die Impfrate junger Mädchen auf 80%. Im Jahr 2013 tauchten im Internet Videoclips auf, in denen Kinder mit Gehstörungen und anderen angeblichen Nebenwirkungen zu sehen waren. Eine Untersuchung der Regierung konnte keine Zusammenhänge zwischen Symptomen und Impfstoff feststellen, doch die Impfquoten liegen seither unter 1%.

Mit diesem und einigen vorangegangen BLOG-Beiträgen möchten wir unseren Beitrag leisten, um mit Fehlinformationen und Mythen zur Corona Schutzimpfung aufzuräumen. Stets im Hinblick auf eine fundierte Aufklärung, Beratung und Behandlung unserer Patientinnen und Patienten. Auf unserer Website finden Sie mehr Informationen sowie entsprechende FAQs.


Links:
» Corona Virus-Impfung (SARS-CoV-2)

(Seite | https://www.ivf.at)

» Serologische Untersuchungen: Persönlicher Corona Virus-Test (SARS-CoV-2)

(Seite | https://www.ivf.at)

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