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CRISPR/Cas9

| Methode zur Veränderungen von Genen birgt ungeahnte Risiken

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Es war der Aufreger schlecht hin und gleichzeitig ein Schock: Chinesische Forscher haben die sogenannte „Gen-Schere“ (CRISPR/Cas9) erstmals an menschlichen Embryonen angewendet. Die betroffenen Babys kamen vor ein paar Monaten zur Welt. Was sind die Folgen und wie kann man einen weiteren Fall wie diesen verhindern? Dringende Fragen, die Mediziner, Ethiker und Politiker auf der ganzen Welt beschäftigen. Der Ruf nach international geltenden Regulierungen wird laut.

Selbst die Entwickler dieser Methode drängen darauf, die entsprechende Forschung besser zu regulieren und unterschiedliche Communities in die Debatte einzubeziehen. Vor wenigen Tagen wurde ein entsprechendes Moratorium in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht. Das Ziel: Weltweit solche Eingriffe in die menschliche Keimbahn mittels CRISPR/Cas9 vorerst zu verbieten. Und zwar bis die Sicherheit dieser Technik besser untersucht und akzeptable Verwendungszwecke vereinbart wurden. Die US-amerikanische Behörde „National Institutes of Health“ unterstützt dieses Moratorium. Auch das chinesische Gesundheitsministerium veröffentlichte letzten Monat Richtlinienentwürfe, die darauf abzielen, jemanden davon abzuhalten vorzeitig neue und nicht genehmigte biomedizinische Technologien in der Klinik anzuwenden.

Was war passiert?

Mit der CRISPR/Cas9 Methode lassen sich Gene gezielt und schnell verändern oder ausschalten. Der Einsatz beim Menschen ist mehr als umstritten. Vor einigen Monaten hat die Mitteilung der Geburt der ersten genveränderten Zwillinge durch den chinesischen Forscher He Jiankui von der South University in Shenzen entsprechend für weltweite Empörung gesorgt. Nach derzeitigem Wissensstand wurden bei 16 Embryonen von sieben Paaren eine Genvariante des CCR5 Gens eingeschleust. Diese Genvariante soll eine HIV Resistenz bewirken, also verhindern, dass das HI-Virus in die menschlichen Zellen eindringt. Spätestens jetzt müssten alle Alarmglocken läuten.

Schwerwiegender Tabubruch

Hier wurde nicht eine Technik eingesetzt um das Ausbrechen einer schwerwiegenden erblich bedingten Erkrankung zu verhindern, die vielleicht unweigerlich zum Tode geführt hätte, sondern lediglich eine bestimmte genetische Eigenschaft verändert, um den Beweis der Anwendbarkeit der Technik am menschlichen Embryo zu zeigen. Dies stellt zweifellos einen schwerwiegenden Tabubruch dar.

Langzeitfolgen sind nicht absehbar

Noch gravierender ist darüber hinaus, dass die Gen-Editierung mittels CRISPR/Cas9 nie fehlerfrei verläuft. Tatsächlich steckt diese Technik noch in ihren Kinderschuhen. Das heißt einerseits, dass nicht alle Ziel-Gene in die gewünschte Richtung verändert werden. Andererseits kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei dem Eingriff in das Erbgut auch anderweitig Teile des Genoms verändert werden – mit noch wesentlich weitreichenden Folgen. Damit sind die Langzeitfolgen für die Betroffenen und auch auf die gesamten Nachkommen unabsehbar.

Zusammenfassend zeigt dieser Fall in China, dass man heute die Folgen und Risiken, die ein Eingriff in das menschliche Erbgut mit sich bringen, noch gar nicht abschätzen kann, geschweige denn die Anwendung der entsprechenden Technik sicher beherrscht. Aus medizinisch-ethisch und moralischer Sicht ist das Vorgehen der chinesischen Forscher vehement zu verurteilen. Kritisch zu hinterfragen sind auch die Profilierungssucht Einzelner und der Umgang mit solchen wissenschaftlichen Errungenschaften, sowie die publizierten Ergebnisse und deren mediale Darstellung im Kontext medizinischer Fachrichtungen, wie die Reproduktionsmedizin.


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