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Warum ein Embryo nicht „herausfällt“

Ein biologisch-physikalischer Ansatz zur Einnistung des Embryos bei Kinderwunschbehandlungen

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Grafische Darstellung weiblicher Geschlechtsorgane | Foto: Shutterstock

Immer wieder taucht in Internet-Foren zum Thema Kinderwunschbehandlung (IVF/ICSI/IMSI) folgende Frage auf:

„Kann der Embryo nach dem Transfer nicht doch irgendwie aus der Gebärmutter ‚herausfallen‘?“

Nun, dazu gilt es anzumerken, dass die sogenannte Gebärmutterhöhle keine Höhle im klassischen Verständnis ist. Tatsächlich kleidet das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) diese vollständig aus (s. Uterus grafische Darstellung).

Das heißt, die gegenüberliegenden Seiten des Endometriums berühren sich. Dazwischen befindet sich ein durch die Schleimhaut bedingter Flüssigkeitsfilm, welcher den Embryo festhält. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie nasses Laub, welches an einer Glasscheibe klebt – gehalten nur dadurch, indem das Blatt „luftdicht“ an der Scheibe haftet. Zwar ist das Endometrium nicht vollständig eben, aber der viskose Flüssigkeitsfilm reicht aus, sodass der Embryo daran haftet.

Von diesem biologischen Hintergrund nun zu zwei Faktoren aus der Physik.

Die Gravitationskraft, auch Massenanziehung oder Schwerkraft genannt, bewirkt, dass ein Körper „nach unten fällt“ sofern ihn nichts daran hindert (in unserem Falle hindert das Endometrium den Embryo am „herunterfallen“).

Die Trägheitskraft hingegen sorgt dafür, dass ein Körper in seinem Bewegungszustand verharrt, solange nicht äußere Kräfte auf ihn einwirken. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Ketchup-Flasche. Man öffnet diese, dreht sie um, und nichts passiert. Zumindest bis man die „äußere Kraft“ auf das Ketchup wirken lässt – ein beherzter Stoß mit der Hand auf die nach unten gerichtete Flasche.

Sowohl bei der Gravitationskraft, als auch bei der Trägheitskraft spielt die Masse eine Rolle. Das heißt, je größer die Masse des Ketchups, desto größer wird die Wucht des Aufpralls auf den Teller sein.

Und wie ist das jetzt mit der eingangs erwähnten Fragestellung bzgl. Embryo und Gebärmutterhöhle? Kann man hier eventuell auch anhand der genannten physikalischen Kräfte eine Erklärung finden?

Eine Zelle wiegt etwa 3,5×10⁻⁹ Gramm. Nehmen wir an, ein Kinderwunschpaar hatte einen Transfer eines Embryos im Blastozystenstadium (Blastozyste=befruchtete Eizelle an Tag 5 der Embryonalentwicklung). Eine Blastozyste besteht aus ca. 100 Zellen. Also kann man von einem Gesamtgewicht einer Blastozyste von etwa 3,5×10⁻⁷ Gramm (= 0,00000035 Gramm) ausgehen. Zum Vergleich: eine Briefmarke wiegt etwa 0,1 Gramm – also mehr als das 285.000-fache des Gewichts einer Blastozyste.

Abschließend kann also festgehalten werden, dass ein Embryo so gut wie gar nichts wiegt. Sowohl die Gravitations- als auch die Trägheitskraft kommen im wahrsten Sinne des Wortes nicht zum Tragen. Die Kraft, welche die Gebärmutterschleimhaut auf den Embryo ausübt, ist um ein vielfaches größer, womit der Embryo an der Gebärmutterwand haften bleibt.


Links:
» „Embryo Glue“ – Was steckt dahinter?

(Beitrag | http://www.kinderwunsch-blog.com)

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