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Eigener Nachwuchs trotz nicht-vitaler Spermien

Kein Mann hört es gern – es kann jedoch durchaus an ihm, respektive an der Qualität seiner Spermien liegen, wenn der Kinderwunsch bisher unerfüllt geblieben ist. Zum Glück gibt es mittlerweile Verfahren, die es ermöglichen können, trotz männlicher Subfertilität eigene Kinder zu zeugen.


Spermium aktiviert Eizelle

Im Normalfall sorgt das männliche Spermium für eine Aktivierung der weiblichen Eizelle. Durch diese Aktivierung werden Signalkaskaden in der Eizelle ausgelöst. Dabei verändert ein im Spermienkopf befindlicher Faktor bei der Verschmelzung mit der Eizelle deren Calciumgehalt. Das wiederum setzt eine Reihe von Folgereaktionen in Gang. Zwischenzeitlich ist es möglich, Eizellen auch künstlich zu aktivieren: mittels sogenannter Calcium Ionophoren. Die genauen Vorgänge sind jedoch hoch komplex und die dabei ausgelösten Signalwege noch weitgehend unerforscht.

Und wenn nicht?

Durch den Einsatz der IMSI (Intrazytoplasmische Morphologisch Selektierte Spermien Injektion) konnte in den letzten Jahren unter anderem eine erhöhte Befruchtungs- und Blastozystenrate erreicht werden. Dennoch ist die Befruchtungsrate in ca. ein bis drei Prozent aller Zyklen weiterhin stark vermindert oder bleibt sogar völlig aus. In den meisten Fällen wird dies auf eine fehlende Aktivierung der Eizelle durch das Spermium zurückgeführt.

Unterschiedliche Techniken

Der Wunsch nach eigenen Kindern ist trotz Fertilitätseinschränkungen mittlerweile erfüllbar – auch bei männlicher Unfruchtbarkeit bietet die Reproduktionsmedizin eine Reihe vielversprechender Techniken an.

Sind etwa die Spermien hinsichtlich ihrer Beweglichkeit (Motilität) stark beeinträchtigt, kann mittels ICSI (IntraCytoplasmische Spermieninjektion) ein ausgewähltes Spermium direkt in die Eizelle eingebracht werden. Bei schwerer männlicher Subfertilität (z.B. bei Azoospermie) ist es sogar in gewissen Fällen möglich, die Spermien mittels TESE, TESA oder MESA aus dem Hoden zu gewinnen.

Viele IVF Verfahren erfuhren in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung. So wurde etwa die ICSI hinsichtlich morphologischer Kriterien durch die IMSI optimiert. In den führenden IVF Zentren hat die IMSI sogar weitgehend die klassische ICSI ersetzt.

Beweglichkeit und Vitalität

Die Motilität eines Spermiums ist eines der wichtigsten Kriterien, um es als lebendig beurteilen zu können. Aber auch ein unbewegliches (immotiles) Spermium kann vital – und damit funktionstüchtig – sein. Jedoch wird vor allem bei immotilen Spermien immer wieder von einer reduzierten Befruchtungsrate berichtet. Das liegt hauptsächlich an der Unklarheit, ob das für die ICSI / IMSI ausgewählte, unbewegliche Spermium auch wirklich vital ist.

Es gibt zwei Möglichkeiten, immotile Spermien auf Vitalität zu prüfen:

Manchmal dauert’s etwas länger

In der Fachwelt finden sich mehrere Berichte von Befruchtungen mit unbeweglichen Spermien und anschließenden Schwangerschaften – allerdings galt dies bisher nur für immotile Spermien, die aus dem Hoden isoliert wurden.

Weiters ist bekannt, dass testikuläre – also aus dem Hoden isolierte – Spermien anfangs unbeweglich sein können und erst nach mehreren Stunden ihre Beweglichkeit erlangen. Dasselbe gilt für eingefrorene und anschließend aufgetaute Spermien aus dem Hoden. Hier prüft man mittels der beschriebenenTechniken eine mögliche verbliebene Vitalität der Spermien.

Weitere Möglichkeiten

Durch Zugabe von Pentoxifyllin, welches die intrazellulären Phosphodiesterasen hemmt, wird der Abbau des zyklischen Adenosin 3,5-Monophosphates (cAMP) vermindert. cAMP wirkt in der Zelle als sekundärer Botenstoff (Second-Messenger) und führt zu einer Steigerung der Motilität und einem erhöhten Energieumsatz.

Ist trotz all dieser Techniken keine Vitalität feststellbar, sind die Chancen auf eine Befruchtung sehr unwahrscheinlich.

Die Spermienqualität lässt sich zwar nachgewiesenermaßen durch eine erhöhte Ejakulationsfrequenz oder antioxidative Supplementierung verbessern – allerdings sind dem bei nicht-vitalem Samen natürlich Grenzen gesetzt.

Baby trotz aller Widrigkeiten

Es gibt immer wieder Fälle, die trotz aller Widrigkeiten ein positives Ende finden – so auch in unseren IVF Zentren Prof. Zech. 2008 führten wir bei einem Paar eine Kinderwunschbehandlung durch, bei dem sich die Chancen auf Erfolg sehr eingeschränkt darstellten: Der männliche Partner hatte aufgrund einer Tumorerkrankung nur noch tiefgefrorenes Hodengewebe (gewonnen und tiefgefroren in einem anderen Zentrum) als Fertilitätsreserve. Qualität und Quantität der kryokonservierten testikulären Spermien waren leider sehr reduziert. Weder durch HOS-Test noch mit der Mechanical Touch Technik bzw. mit Pentoxifyllin oder verlängerter Kultur war eine Vitalität oder Motilität nach dem Auftauen ersichtlich.

Daraufhin wurde eine Aktivierung der Eizelle als Hilfestellung zur Befruchtung diskutiert. Dies war die einzige Chance, mit den Spermien des Mannes ein eigenes Kind zu zeugen. Die Kinderwunschbehandlung mit Eizellaktivierung verlief erfolgreich – die Partnerin hat 2009 ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht!

Den Artikel zu diesem bisher – angesichts der Schwere des Falles – einmaligen Ereignis finden Sie hier.

Neue Dimension erreicht

Vielleicht ist mit dieser bahnbrechenden Technik eine neue Dimension erreicht, dank der künftig weiteren kinderlosen Paaren mit extrem schwerer männlicher Subfertilität geholfen werden kann.

Inwieweit Lifestyle-Faktoren die Spermienqualität beeinflussen und was Sie selber diesbezüglich vermeiden sollten bzw. beitragen können – dazu erfahren Sie mehr in einem der folgenden Blogbeiträge.


Links:
» Was Männer über Fruchtbarkeit und IVF wissen sollten

(Themen-Special | http://www.kinderwunsch-blog.com)

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